Die traditionelle chinesische Medizin basiert auf einer Reihe von Maßnahmen, welche darauf ausgerichtet sind, das Gleichgewicht in den Menschen wieder herzustellen.
Die traditionelle chinesische Medizin umfasst die folgende Bereiche:
- Heilpflanzentherapie
- Therapie mittels Massagen
- Bewegungstherapie
- Therapie durch Diät
- Akupunkturtherapie
Die Behandlungskonzepte der TCM weicht von den Konzepten der westlichen Medizin dahingehend ab, dass bei der TCM die Krankheit als eine Disharmonie bzw. ein Ungleichgewicht angesehen wird.
Die Philosophie hinter der traditionellen chinesischen Medizin vereint die Lehren aus dem Buddhismus, Konfuzianismus und dem Taoismus. Die Grundlagen der traditionellen chinesischen Medizin bildet der Taoismus mit seinen fünf Axiomen:
- Es gibt feste Naturgesetzt welche das Universum bestimmen in welchem der Mensch lebt.
- Die natürliche Ordnung des Universums ist harmonisch und gut organisiert. Wenn die Menschen nach den Gesetzen des Universums leben, werden sie in Harmonie mit ihrer Umwelt und dem Universum leben.
- Das Universum ist dynamisch, die einzige Konstante im Universum ist der Wandel. Die Stagnation widerspricht dem Gesetz des Universums und bewirkt das, was die Menschen der westlichen Medizin Krankheit nennen.
- Alle Lebewesen des Universums sind miteinander verbunden und voneinander abhängig.
- Die Menschen sind eng miteinander verbunden und werden in all ihren Facetten von ihrer umgebenden Umwelt beeinflusst.
Die Geschichte der traditionellen chinesischen Medizin.
Die traditionelle chinesische Medizin ist über 2000 Jahre alt. Sie entstand in Ostasien, heute bekannt unter den Namen China, Japan, Korea, Tibet und Vietnam.
Die ersten schriftlichen medizinischen Abhandlungen der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) stammen aus der HAN-Dynastie ca. 200 v. Chr. bis 220 n. Chr.
Stammesschamanen und heilige Männer welche vor ca. 3500 Jahre v. Chr. als Einsiedler in den Bergen Chinas lebten, praktizierten damals eine Technik welche „Der Weg des langen Lebens“ genannt wurde. Diese Lebensweise basierte auf einer Ernährung mit diversen Kräuter und Heilpflanzen, speziellen Atemtechniken und Kung-Fu Übungen welche dazu gedacht waren die Vitalität und Lebenserwartung zu steigern.
Nach der HAN-Dynastie, erlebte die traditionelle chinesische Medizin erst wieder unter den TANG Kaisern ihr großes Zeitalter welche zwischen 608 bis 906 n. Chr. China regierten. Der erste TANG Herrscher gründete Chinas erste Schule der Medizin im Jahre 629 n. Chr.
Unter der SONG (960 bis 1279 n. Chr.) und der MING (1368 – 1644 n.Chr.) Dynastie wurden weitere Medizinschulen errichtet. Zu dieser Zeit standardisierten die Schulen ihre Lehrpläne und Qualifizierungsprüfungen. Außerdem wurden die traditionellen pflanzlichen Rezepturen erstmals aufgeschrieben und anschließend in diversen medizinischen Lexika gesammelt.
Ein großer Unterschied zwischen der westlichen Medizin und der TCM ist, dass große Interesse des Westens an chirurgischen Verfahren und Techniken.
Die Öffnung Chinas im neunzehnten und frühen zwanzigsten Jahrhundert führte zur Gründung von westlich orientierten medizinischen Schulen in Shanghai so wie anderen großen Städten Chinas. Es entstand eine wachsende Rivalität zwischen der traditionellen chinesischen Medizin und der modernen westlichen Medizin.
Dies führe soweit, dass im Jahre 1929 eine Gruppe von chinesischen Ärzten, welche die westliche Medizin studiert hatten, einen Antrag stellte bei welcher die Regierung die traditionelle chinesische Medizin verbieten sollte. Der Antrag wurde jedoch von der Regierung abgelehnt.
Im Jahre 1933 ernannte die nationalistische Regierung Chinas einen Oberrichter des chinesischen obersten Gerichtshofes dazu die traditionelle chinesische Medizin zu systematisieren und zu fördern.
Im heutigen China werden sowohl die traditionelle chinesische Medizin als auch die westliche moderne Medizin nebeneinander praktiziert.
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Der Philosophische Hintergrund der traditionellen chinesischen Medizin: Die Kosmische und natürliche Ordnung der Dinge
Im Taoistischen denken besagt das Tao, auch erstes universelles Prinzip genannt die Dualität von entgegensetzten Kräften. Dem Prinzip der Dualität sind alle Muster in der Natur zugrunde gelegt. Das duale Prinzip ist auch bekannt als Yin und Yang. Yin und Yang sind die grundlegenden Prinzipien der traditionellen chinesischen Medizin.
Yin: Kalt, feucht, passiv, langsam, dunkel, schwer, schwach
Yang: Wärme, trocken, Aktivität, schnell, hell, leicht, stark
Beide Kräfte sind in der Natur vorhanden und gleichermaßen für das Wohlbefinden der Menschen notwendig. Keine der beiden Kräfte kann ohne die andere existieren.
Das dynamische Zusammenspiel dieser beiden Prinzipien zeigt sich z.B. in dem Jahreszeitenzyklus, dem menschlichen Lebenszyklus und anderen natürlichen Phänomenen wieder. Das Ziel der traditionellen chinesischen Medizin ist es Yin und Yang in einem harmonischen Gleichgewicht zu halten.
Yin und Yang erzeugen nach den Lehren der Taoisten eine weitere Kraft, die sogenannte Ur-Energie, auch Qi genannt (Chi, Ki). Das Zusammenspiel von Yin, Yang und Qi erzeugte dann die Fünf Elemente: Wasser, Erde, Metall, Holz und Feuer. Diese Elemente lassen sich alle in der Struktur und Funktion des menschlichen Körpers wiederfinden.
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Der Mensch in der traditionellen chinesischen Medizin
Die Ärzte der traditionellen chinesischen Medizin lernten den Aufbau des menschlichen Körpers nicht durch das chirurgische Aufschneiden des Körpers, sondern über Jahrhunderte durch aufmerksames Beobachten. So lernten Sie die Lage und Funktion der wichtigsten Organe kennen und brachten diese in Verbindung mit den 3 Kräften Yin, Yang und Qi sowie den Fünf Elementen.
- Element Feuer = Herz (Yin) und Dünndarm (Yang)
- Element Erde = Milz (Yin) und Magen (Yang)
- Element Holz = Leber (Yin) und Gallenblase (Yang)
- Element Metall = Lunge (Yin) und Dickdarm (Yang)
- Element Wasser = Nieren (Yin) und Blase (Yang)
Außerdem glaubten die Chinesen, dass der Körper fünf wesentliche Substanzen enthält:
Das Blut (1), den Geist (2), die Lebensessenz (3) (Welche verantwortlich ist für das Wachstum ist und durch das Blut und das Qi gebildet wird), die Flüssigkeiten (4) (wie z.B. Speichel, Rückenmarksflüssigkeit, Schweiß, usw…) und das Qi (5).
Ein einzigartiges Merkmal der traditionellen chinesischen Medizin ist das sogenannte Meridiansystem. Laut den chinesischen Ärzten ist der Körper von einem Netz von Energiebahnen, den Meridianen, durchzogen. Diese Meridiane verknüpfen die einzelnen Organe und regeln somit das Gleichgewischt zwischen ihnen.
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Vorteile der traditionellen chinesischen Medizin:
- Bestimmte chronische Krankheiten können besser behandelt werden als durch die westliche Medizin.
- TCM ist ganzheitlich orientiert, das heißt, bei der Behandlung werden alle Aspekte des Menschen berücksichtigt.
- Es werden sowohl die Ursachen der Erkrankung, als auch die offensichtlichen Symptome behandelt. Die Ärzte der traditionellen chinesischen Medizin unterscheiden zwischen der Wurzel und den Zweigen der Krankheit. Die Wurzel ist der Grund für das Ungleichgewicht des Qi während die Zweige die offensichtlichen Symptome darstellen.
- TCM verbessert neben der Behandlung der Krankheit auch die allgemeine Gesundheit der Person.
- TCM ist oft wesentlich günstiger als die westliche Behandlung.
- TCM kann auch in Verbindung mit der westlichen Medizin verwendet werden.
- TCM kann verwendet werden um die Nebenwirkungen der westlichen Medizin zu verringern.
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Beschreibung von Therapieverfahren in der traditionellen chinesischen Medizin:
Diätverordnung
Die Diät ist die erste Behandlungsmethode der trad. chinesische Medizin.
Akupunktur und die Kräuterbehandlungen werden erst dann eingesetzt wenn eine Veränderung der Ernährung das Problem nicht heilen konnte.
Akupunktur:
Die Akupunktur hat ein breites Anwendungsgebiet in der traditionellen chinesischen Medizin, wird aber am häufigsten zur Schmerzlinderung eingesetzt. Die Akupunktur wirkt auf die Meridiane, die Kanäle des Qi bzw. der Lebensenergie. Krankheiten führen zu einer Blockade dieser Meridiane, welche mittel Akupunktur wieder gelöst werden sollen. Eingesetzt werden kleine Nadeln entlang der Meridiane um die Blockaden zu lösen und das Qi wieder fließen zu lassen.
Die Akupunkturbehandlung erfolgt in der Regel zusammen mit pflanzlichen Arzneimitteln.
Pflanzliche Heilmittel
Die chinesische Behandlung mit Heilkräutern unterscheidet sich von der westlichen Kräuterheilkunde in mehrfacher Hinsicht. So werden in der chinesischen Praxis die verschiedenen Heilkräuter in Abhängigkeit von dem Qi und den fünf Elementen verwendet.
Die traditionelle chinesische Medizin kennt viele Heilkräuterformeln und –Heilkräutermischungen für diverse Erkrankungen. Diese können allerdings beliebig modifiziert werden um die Formel besser an die jeweilige erkrankte Person anzupassen.
Eine traditionelle chinesische Kräuterformel enthält in der Regel vier Klassen von Zutaten:
- Der Hauptbestandteil (gewählt in Abhängigkeit von der Krankheit des Patienten) = Chef
- Stellvertretender Bestandteil (unterstütz die Wirkung des Hauptbestandteiles) = Stellvertreter
- Assistierender Bestandteil (versucht den Nebenwirkungen des der ersten beiden Bestandteilen entgegen zu wirken) = Assistent
- Verbindender Bestandteil (versucht alle Zutaten harmonieren zu lassen und hilft dabei die Wirkstoffe an den Ort des Körpers zu bringen wo diese benötigt werden) = Gesandter
Massage
Die Massage wird in der traditionellen chinesischen Medizin dazu verwendet um die Meridiane des Patienten wieder freizugeben. Massagen regen den Kreislauf von Qi und Blut an, lockern Muskeln, steife Gelenke und stärken das Immunsystem.
Bewegungstherapie
Die Bewegungstherapie, auch Qigong genannt ist eine alte chinesische Form des körperlichen Trainings, welche sowohl Therapie und Gesundheitsvorsorge zugleich. Um das Qi in die verschiedenen Teile des Körpers zu lenken werden verschiedenste Atemtechniken angewendet. Wörtlich übersetzt bedeutet Qigong: „Erhaltung und bewusste Steuerung der Lebensenergie“
Eine weitere Form der Heilgymnastik ist Tai Chi. Tai Chi wird in vielen chinesischen Praxen als Präventivmedizin angewendet.
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Nebenwirkungen der traditionellen chinesischen Medizin
Die Nebenwirkungen der traditionellen chinesischen Medizin sind in der Regel sehr gering. Wenn der Patient die richtige Formel bekommt und er diese wie vorgeschrieben anwendet, sollte es auch bei der Kräuterbehandlung keine Nebenwirkungen geben. Allerdings kann es bei der Verwendung von pflanzlichen Heilkräuterzubereitungen zu Wechselwirkungen mit anderen westlichen Medikamenten kommen.
Stand der Forschung
Der Westen zeigte sich in den letzten Jahrzehnten sehr interessiert an der traditionellen chinesischen Medizin.
Über 100 von den mehr als 700 pflanzlichen Heilkräutern der TCM wurden nach den Maßstäben der westlichen Wissenschaft mittels Studien bereits getestet und als wirksam befunden. Weiter Studien werden mit Hochdruck durchgeführt.